Diese Frage hat mir ein namhafter Kunde aus der Industrie vor einigen Jahren gestellt. Ich erhielt einen Anruf und wurde von einem Kunden zu einem Austausch eingeladen, um auf die Frage, âIst mein Vertrieb an den richtigen Kunden dranâ, eine Antwort auszuarbeiten.
Seither höre ich die Frage in fast jedem VertriebsgesprĂ€ch, wenn es um Effizienz und Optimierung im Vertrieb und AuĂendienst geht. Die Aufgabe hat sich also seither nicht verĂ€ndert. Warum ist das so?
Nun ja, der Mensch neigt zur Komfortzone, wenn er einen wichtigen Schritt erreicht hat. Die wenigsten Personen kommen aus ihrer Komfortzone heraus, um sich immer wieder neu zu ĂŒberdenken oder neue Wege zu gehen. Das ist im Vertrieb oft nicht anders. Wenn sich ein Vertriebsmitarbeiter seinen Kundenstamm aufgebaut hat und die Ziele in regelmĂ€Ăiger KontinuitĂ€t erfĂŒllt oder sogar ĂŒbertrifft, gibt es wenig Grund zur VerĂ€nderung. Der Prozess nimmt seinen Lauf und die Effizienz im Vertrieb nimmt ab.
Wichtigste Fragen fĂŒr die Aufgabenstellung, âSind meine Vertriebsmitarbeiter an den richtigen Kunden dranâ, waren:
- Welches sind die TOP 10 Kunden eines jeweiligen Vertriebsmitarbeiters?
- Welche Wettbewerber beliefern den Kunden noch?
- Wie hoch ist der Jahresumsatz mit dem Kunden?
- Welches Potenzial hat der Kunden fĂŒr unsere Produkte?
- Wie hÀufig möchte der Kunde besucht werden?
- Welche Absatzmöglichkeiten bestehen noch (z.B. Cross Selling)?
Die Aufgabenstellung war damals wie heute klar formuliert und die Frage tritt in GesprÀchen mit Interessenten bis heute immer wieder auf, ob der Vertrieb noch effizient genug agiert.
Was macht einen effizienten Vertrieb aus?
Ein Vertriebsmitarbeiter ist dann effizient, wenn er
- hungrig nach Neukunden ist
- den Umsatz fĂŒr sein Unternehmen konstant steigern möchte
- sich Gedanken zu Cross Selling AnsÀtzen bei seinen bestehenden Kunden macht
- sich selbst und seine Handlungen auf Wirtschaftlichkeit ĂŒberprĂŒft und besonders
- wenn er seine Ausgaben in angemessener Relation zum möglichen Umsatz/Gewinn stellt.
Nutzt es tatsĂ€chlich, wenn man zu jeder Bestellung und fĂŒr jedes Projekt zum Kunden fĂ€hrt und ein persönliches GesprĂ€ch fĂŒhrt?
Vermutlich nicht, wenn man sich einmal die Kosten fĂŒr einen Vertriebstermin vor Augen fĂŒhrt und es dem möglichen Umsatz oder Gewinn gegenĂŒberstellt. Strategische Termine sind von der Bewertung explizit ausgeschlossen.
Kosten eines Vertriebstermins
Wenn man ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 60.000 ⏠fĂŒr einen Vertriebsmitarbeiter im AuĂendienst mit zusĂ€tzlichen 20.000 ⏠Jahresbonus, einen Firmenwagen mit monatlichen Kosten von 1.000 ⏠und eine Tankkarte mit weiteren 500,00 ⏠Benzinkosten einkalkuliert, so liegen die Gesamtkosten eines Vertriebsmitarbeiters fĂŒr den Arbeitgeber in etwa bei 125.000 ⏠im Jahr. Auf den einzelnen Arbeitstag (Ă 20 AT pro Monat â 30 Tage Urlaub â 10 Tage Krankheit â Ă 11 Feiertage = 189 produktive Arbeitstage p.a.) betrachtet, liegen die Kosten somit in etwa bei 661,00 ⏠oder 82,50 ⏠je Stunde zzgl. Spesen. Insofern ist eine wichtige Grundlage fĂŒr die Bewertung der EffektivitĂ€t eines Vertriebsmitarbeiters, dass der einzelne Arbeitstag möglichst gut organisiert wird oder die Marge fĂŒr die angebotenen Leistungen/Produkte entsprechend hoch angesiedelt ist.
Lange Fahrtstrecken oder Termine mit geringem Umsatz bzw. Deckungsbeitrag bedeuten somit finanzielle IneffektivitĂ€t fĂŒr den Arbeitgeber.
Wie wurde die Aufgabenstellung des Kunden gelöst?
Es ist eine Zusammenarbeit entstanden, in der alle Vertriebsmitarbeiter angerufen wurden, um die relevanten Informationen und EinschÀtzung auf die Fragen zu ermitteln. Die erhaltenen Informationen wurden festgehalten.
AnschlieĂend sind identische Informationen bei den genannten TOP Kunden des Vertriebsmitarbeiters ermittelt worden. Die Ergebnisse wurden mit den EinschĂ€tzungen der Vertriebsmitarbeiter abgeglichen und anonymisiert auf einem Vertriebs Kick-Off prĂ€sentiert.
Das Resultat: Fast 80% aller Vertriebsmitarbeiter haben eine falsche Wahrnehmung vom Wunsch der HÀufigkeit an Kundenbesuchen, des Potenzials oder den aktuellen Wettbewerbern bei ihren Kunden. Kunden möchten oft gar nicht so hÀufig besucht werden, wie es der Vertriebsmitarbeiter einschÀtzt oder das Potenzial ist deutlich geringer als angenommen.
Die Folge: Es wurden Zielvereinbarung mit Option zur Inanspruchnahme externen UnterstĂŒtzung geschlossen. Wer dies nicht wollte, hatte 12 Monate Zeit seine individuell festgelegten Ziele zu erreichen und seine Kunden exklusiv weiter zu betreuen. Gelang das nicht, wurde im darauffolgenden Jahr die Betreuung automatisch in eine gemeinsame Betreuung mit einem externen Dienstleister umgewandelt.
Zu Beginn war der Aufschrei groĂ. âMan werde kontrolliert, âIch will mir nicht in die Karten blicken lassenâ, âDie können niemals in der geforderten QualitĂ€t meine Kunden ansprechenâ, etc.
Als schnell festgestellt wurde, dass bei einem professionell gefĂŒhrten Telesales Dienstleister, der auf technisch erklĂ€rungsbedĂŒrftige Produkte oder Leistungen spezialisiert ist, qualifizierte Personen beschĂ€ftigt sind und das ClichĂ© eines âCall-Centersâ widerlegt werden konnte, war das Eis schnell gebrochen. Skeptische Vertriebsmitarbeiter wurden ĂŒberzeugt, in dem sie sich vor Ort beim Telesales Partner ein Bild verschafften und sich mit den eingesetzten Mitarbeitern austauschen konnten.
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